Webkonzeption
Bei der Planung eines Webauftritts stehen (neben
dem Screendesign) zunächst die Marketingziele, die Inhalte und die
Benutzerführung/ Navigation im Vordergrund. Darüber hinaus sind aber
auch Aspekte wie Benutzbarkeit (Usability), Barrierefreiheit oder die
Suchmaschinenoptimierung interessant. Wir werfen zunächst einen Blick
auf Inhalte und Texte eines Webauftritts.
Texten für das Web
Inhaltliche und formale Aspekte
- In der Regel solltest Du Dich kurz fassen. Webseiten werden
häufig eher überflogen, als systematisch gelesen. Prüfe Deinen Text,
kannst Du ihn prägnanter formulieren? Lass Unwichtiges weg und
vermeide redundante Informationen.
- Befriedige aber auch das Informationsbedürfnis Deiner
Leser. Biete umfassende Inhalte an, wenn der Besucher diese
erwartet. Führe den Leser vom Überblick zum Detail. Je tiefer
der Surfer in die Website vordringt, um so detaillierter
dürfen die Informationen sein. Bei der Genauigkeit von Informationen
solltest Du beachten, dass eine Vereinfachung manchmal das
Verständnis unterstützt. So wird der Leser die Angabe „20 Prozent
der Besucher werden auch nächstes Jahr wiederkommen“ schneller
erfassen, als den Satz „19,2 Prozent der Besucher werden auch
nächstes Jahr wiederkommen“.
- Schreibe dort, wo es sich anbietet anschaulich und lass Bilder im
Kopf des Lesers entstehen.
- Das Internet ist in für die Mehrzahl der Benutzer ein
Informationsmedium. Allerdings scheint sich das Leseverhalten
bei Online-Medien allmählich zu ändern. Online-Artikel werden
mittlerweile intensiver gelesen als vergleichbare Printprodukte, wie
im Artikel http://www.heise.de/newsticker/meldung/87629
zu lesen ist.
- Der Benutzer muss schnell erkennen können, ob sich ein
Weiterlesen lohnt. Die wichtigsten Aussagen gehören in
der Regel an den Anfang der Seite. Liefer dem Leser einen Überblick
über den kommenden Inhalt, indem Du den Haupttext ggf. durch einen
Vorspann ein (ca. 3 - 4 Zeilen) einleitest. Du kannst am Ende des
Textes ggf. noch ein Fazit, eine Zusammenfassung des Inhalts
bringen.
- Splashscreens (animierte Vorschaltseiten vor der
eigentlichen Startseite) können nerven, wenn die Besucher Deine
Website zum wiederholten Mal betrachten. Komm besser schnell auf den
Punkt.
- Wecke Neugier, aber spann den Besucher nicht zu lange auf
die Folter.
- Schreib für den Leser, überleg Dir, was Deine
Besucher wirklich lesen wollen. Ein Feedbackformular, eine
Kommentarmöglichkeit oder ein Umfragebogen ist in diesem
Zusammenhang evtl. hilfreich.
- Ein Text wirkt sympathisch, wenn er einen persönlichen Stil
hat, aber bieder Dich bei Deinen Besuchern nicht mit lockerer
pseudo-jugendlicher Sprache an. Bleib glaubwürdig.
- Erzeuge ein postives Gefühl beim Leser.
- Erzähle bei ausgewählten Artikeln (z.B. Konsumprodukte) eine Geschichte
um die Produkte, das ist interessanter, als Angebote nur
aufzureihen.
- Rede den Leser direkt an: „Sie können ... ”
statt „man kann ...“
- Verwende nur gängige Fachausdrücke.
- Zu lange, verschachtelte Sätze sind evtl. schwer
zu erfassen und bei werblichen Inhalten unpassend.
- Abkürzungen im Text wirken i.d.R. (in der Regel)
sachlich, aber auch unpersönlich und schaffen Distanz zum Leser. Bei
wissenschaftlicher Literatur findet man häufig ein
Abkürzungsverzeichnis.
- Zu viele Links innerhalb eines Textes erschweren den Lesefluss,
setze Links ggf. gesammelt an das Ende eines Artikels.
- Achte auf korrekte Rechtschreibung und
Interpunktion. Lass jemanden Deine Texte Korrektur lesen, der die
Sprache beherrscht.
- Verzichte auf Marketingfloskeln.
Textgestaltung
Ein durchschnittlich geübter Leser erfasst einen Text nicht zeichen-
oder wortweise, sondern in größeren Textblöcken (üblicherweise 10 bis
12 Zeichen, also 2 bis 3 Worte). Die Form eines Wortes reicht aus, um
seinen Sinn zu erkennen. Bei deutschsprachigen Texten orientiert sich
der Leser nicht nur an den Satzzeichen, sondern vor allem auch an
Großbuchstaben, um Pausen und Haltepunkte im Lesefluss zu finden. Erst
wenn ein Wort unbekannt ist, wird dieses zeichenweise gelesen.
- Besonders auf den Startseiten eines Webauftrittes solltest
Du Dich im allgemeinen mit Textwüsten zurückhalten.
- Setze optische Haltepunkte in längeren Texten. Das können
beispielsweise Bilder, Grafiken, Überschriften, Chronologien,
Marginalien oder eigenständige Textkästen sein. Setze diese
Gestaltungsmittel ein, um Dein Layout aufzulockern.
- Strukturiere die Inhalte mit Überschriften und
Zwischenüberschriften. Arbeite mit Textauszeichnungen wie fett,
kursiv oder farbliche Hervorhebung. Setzte diese Auszeichnungen aber
sparsam und sinnvoll ein.
Benutze Listen und Aufzählungen, um Fakten
zusammenzufassen.
- Stell komplexe Abläufe und Funktionen als Infografik oder
Animation bildlich dar.
- Achte auf die Spaltenbreite/Zeilenlänge und
Schriftgröße (http://praegnanz.de/weblog/total-einfach-zu-lesen-mann)
Überprüfe die Zeichengröße auf verschiedenen
Monitoren, Browsern und Plattformen.
- Ein Bild sagt manchmal mehr als 1000 Worte. Setze Bilder statt
Text ein, wo es Sinn macht.
Checkliste Usability, Inhalte und Navigation
Überprüfe Dein Projekt auf die Benutzerfreundlichkeit anhand
folgender Fragen:
- Ist das Informationsangebot nachfrageorientiert, d.h. nach
User-Wünschen ausgerichtet?
- Ist das Informationsangebot auf die Erfahrungsstufen der User
abgestimmt, d.h., werden die Anforderungen von Internet-Neulingen
und Internet-Profis berücksichtigt?
- Werden echte Informationen vermittelt, d.h., wird an vorhandenes
Wissen angeknüpft? Kennst Du den thematischen Wissensstand der
Zielgruppe?
- Werden die User für eine Bewegung innerhalb der Anwendung
motiviert und belohnt?
- Wird das Kurzzeitgedächtnis des Users bei der Strukturierung der
Informationen nicht überfordert, werden beispielsweise maximal ca. 7
inhaltliche Oberthemenbereiche definiert?
- Wird die Merkfähigkeit des Users bei der Informationsentnahme
sinnvoll unterstützt, d.h. sind die Informationen usergerecht
organisiert? (z.B. chronologische, alphabetische, numerische oder
geographische Ordnung der Inhalte)
- Kann man die Navigation auf der Site den Sichtweisen des Kunden
auf das Produkt nachempfinden? (Bei Adidas bekomme ich z.B. über
gezielte Produktsuche, aber auch über Sportarten oder Sportler den
Weg zu meinem idealen Sportschuh)
- Wie weckst Du Lust zum Weiterlesen, wie weckst Du Neugier?
- Weiß der User auf jeder Seite der Anwendung, wo er sich gerade
befindet, wohin er von dort gehen kann und wie er zurücknavigiert?
- Entscheidest Du Dich bei längeren Inhalten für das Scrollen
innerhalb einer Seite oder verteilst Du die Inhalte auf mehrere
verlinkte Unterseiten?
- Welche Vorkenntnisse hat der Besucher?
- Mit welchen Metaphern kannst Du arbeiten?
- Werden Navigations- und Orientierungselemente konsistent
eingesetzt?
- Weiß der Benutzer jederzeit, wo er sich innerhalb der Website
befindet?
- Wie kann der Besucher zur Startseite zurückkehren?
- Sind Orientierungshilfen wie Sitemap, Suchfunktion, guided tour,
Assistenten oder Brotkrumennavigation notwendig?
- Wie einfach ist es, Kontakt mit dem Unternehmen aufzunehmen?
- Ist die Reaktionszeit der Website angemessen und bekommt der
Nutzer ein Feedback (z.B. Fortschrittsbalken) bei längeren
Antwortzeiten?
- Sind Dialoge selbsterklärend und prägnant?
Begründe Deine Entscheidungen.
Fragen und Aufgaben zum Thema Webkonzeption
Inhalte und Benutzerfreundlichkeit
- Nenne typische Usabilitykiller bei Webauftritten
- Formuliere Verbesserungsvorschläge hinsichtlich der Usability für
den Webauftritt von http://www.firma-weckler.de
Barriefreie Webauftritte
- Nenne drei Kriterien für barrierearme Websites.
- Wie lassen sich PDF-Dokumente barrierearm erstellen?
Marketing
- Erkläre die Begriffe Visit und Pageimpression.
- Ermittel den Pagerank von Spiegel-online.
- Überprüfe Deine Bewerbungshomepage oder einen anderen Webauftritt
auf Suchmaschinentauglichkeit. Finde relevante Keywords zu dem
Webauftritt. Dokumentiere Deine Maßnahmen zur
Suchmaschinenoptimierung der Website.
- Plane einen Webauftritt für ein Plattenlabel. Dokumentiere, wie
Deine Suchmaschinenoptimierung aussehen wird. Lege die Inhalte der
Startseite (inklusive Text) fest.
Aufgabe
Erstelle ein Konzept für ein Web-Projekt. Nicht bei jedem Kunden
lässt sich problemlos ein Produktimage oder ein USP definieren. Auch
das Beschreiben von anderen marketingtechnischen Aspekten eines
Projekts fällt einem Mediengestalter manchmal schwer, aber die
Beschreibung der gestalterischen Umsetzung gehört auf jeden Fall zu
Deiner Arbeit. Mögliche Punkte für das Konzept wären:
- Einleitung (Rebriefing)
- Ziele des Projekts
- Marketing (Social Media, Marketingmix, SEO)
- Welche Botschaft, welches Image soll transportiert werden
- Zielgruppen
- Mögliche Inhalte und Funktionen des Webauftritts
- Benutzerführung/Navigation, Usability
- Beschreibung der gestalterischen Umsetzung (Farbwelten,
Bildwelten, Typo, Moodboards)
- Gestaltungsbeispiele für Logo, Screendesign etc.
- Technische Umsetzung (responsive Webdesign, CMS,
Qualitätssicherung, Browseroptimierung)
- Fazit und weitere Maßnahmen im Anschluss an das Projekt
Literaturhinweise und Links
Usability: Kompendium der Mediengestaltung Digital und Print - Band
Konzeption und Gestaltung. 5. Auflage ab Seite 552.
Website Boosting 2.0, Mario Fischer mitp-Verlag:
http://www.website-boosting.de/buchinhalte.html
Usability-Checkliste: http://www.drweb.de/magazin/die-ultimative-usability-checkliste
Suchmaschinenoptimierung: http://mediengestalter-mm-hamburg.de/Unterrichtsmaterialien/Suchmaschinenoptimierung.php
Barrierefreies Webdesign: http://mediengestalter-mm-hamburg.de/Unterrichtsmaterialien/Barrierefreie_Websites.php
Die richtigen Worte finden:
http://www.benutzerfreun.de/newsletter/newsletter-07-2008-newsletter-062008
Texten:
http://www.schulhomepage.de/benutzerfreundlichkeit/schreiben/richtig_schreiben.php
Online werden Artikel besser gelesen als in Zeitungen: http://www.heise.de/newsticker/meldung/87629
Mehr texten: http://www.drweb.de/magazin/texte-optimieren-tipps-fuer-bessere-inhalte-60547/